YouTube ist nicht nur die mit weitem Abstand bedeutendste Videoplattform. Sondern nach Google auch die am zweithäufigsten besuchte Webseite des ganzen Internets. Und die zweitwichtigste Suchmaschine: Mit drei Milliarden Suchanfragen pro Monat bewältigte die Plattform schon 2017 mehr als das kombinierte Suchvolumen von Bing, Yahoo, AOL und Ask.com zusammen. Nicht zu überschätzen ist auch die Rolle, die YouTube als Social Network spielt: Die Kommentarfunktion und die Möglichkeit, mit eigenen Videos auf Inhalte anderer zu reagieren, haben rund um die Stars der Plattform unzählige sehr lebendige Communities entstehen lassen, und YouTube ist nach Facebook das zweitgrößte Social Network.
Mit anderen Worten: Für den E-Commerce führt an YouTube fast kein Weg vorbei. Die Plattform hat das Zeug dazu, traumhafte Reichweiten zu schaffen. Die richtigen Videos können Marken über Nacht bekannt machen oder – etwas bescheidener – Zufallskunden in treue Kunden verwandeln. In naher Zukunft soll YouTube sogar selbst zum Shopping-Portal werden: Zur Zeit testet die Plattform mit einigen Kanälen neue E-Commerce-Features, die zum Beispiel ermöglichen sollen, das im Unboxing-Video vorgestellte Produkt direkt zu kaufen. YouTube ist auch für Dich relevant – und wird das in Zukunft wahrscheinlich sogar noch mehr sein. Höchste Zeit, sich die Plattform einmal genauer anzuschauen.
Das Wichtigste auf einen Blick
- YouTube wurde 2005 gegründet – und bereits 2006 für 1,65 Milliarden Dollar an Google verkauft.
- Aktuell hat YouTube 2,3 Milliarden Nutzer. In den vergangenen Jahren kamen jährlich zwischen 100 und 300 Millionen Nutzer hinzu. Viele Millionen potentieller Nutzer in Asien und Afrika dürften dafür sorgen, dass das robuste Wachstum auch in den nächsten Jahren ungebrochen bleibt.
- Monatlich meldet YouTube 2 Milliarden Besucher. Vimeo, der wichtigste Konkurrent der Plattform, kommt nur auf 230 Millionen.
- In Deutschland erreicht YouTube monatlich 47 Millionen Erwachsene.
- Jeden Tag schauen 122 Millionen Besucher vorbei – und sehen sich in durchschnittlich 18 Minuten 8,89 Videos an.
- Mehr als 70 Prozent der angeschauten Inhalte werden durch den YouTube-Algorithmus empfohlen, eine KI, die die Präferenzen der Nutzer auswertet. Das heißt: Wer auf YouTube Erfolg haben will, tut gut daran, sich auch mit dem YouTube-Algorithmus auseinanderzusetzen.
- 41 Prozent des YouTube-Traffics kommt von Smartphones und anderen mobilen Geräten.
- Spitze ist YouTube auch darin, Klicks in Einkommen zu verwandeln: 2020 machte die Plattform 19,77 Milliarden Dollar Umsatz (überwiegend mit Werbung, zu kleineren Teilen mit Paid Content). Mehrere hundert Millionen Dollar werden jährlich an die YouTuber weitergereicht, die ihre Inhalte im Rahmen des Partnerprogramms monetarisieren.
- YouTube gibt es in 80 Sprachen und in 100 Länderversionen.
- Jede Minute laden YouTuber weltweit 500 Stunden Video auf die Server der Plattform.
Die Demographie der YouTube-Nutzer
Weltweit sind 82 Prozent aller Männer und 81 Prozent aller Frauen YouTube-Nutzer.
95 Prozent der 18- bis 29-jährigen und 91 Prozent der 30- bis 49-jährigen nutzen die Plattform. Auch bei den 50- bis 64-jährigen sind es noch 83 Prozent. Damit ist YouTube in allen Altersgruppen bis 65 die mit deutlichem Abstand populärste Social-Media-Seite: vor Facebook, Instagram, WhatsApp, Twitter, Snapchat & Co. Erst in der Altersgruppe 65+ hält sich die Popularität von YouTube und Facebook mit 49 und 50 Prozent ungefähr die Waage.
Und die Kids? 80 Prozent der amerikanischen Kinder im Alter von 11 Jahren oder jünger schauen mit elterlicher Erlaubnis YouTube – und 53 Prozent verbringen täglich Zeit auf der Plattform.
Die genauen Zahlen stammen aus den USA, dürften im Groben aber auch für Deutschland repräsentativ sein.
USA und Indien ganz vorn: Aus diesen Ländern kommen die beliebtesten YouTube-Kanäle
YouTube hat aktuell rund 51 Millionen Kanäle. Abonnentenzahlen bewegen sich im einstelligen bis achtstelligen Bereich. Lediglich 3,4 Prozent aller Kanäle haben mehr als 10.000 Abonnenten, und nur 29.000 Kanäle haben die Eine-Million-Abonnenten-Marke geknackt.
In der wöchentlich veröffentlichten Statistik der meistgeklickten YouTube-Channel gibt es natürlich immer wieder Überraschungen wie den italienischen Kanal Panda Boi, der es in wenigen Wochen von 3000 auf über 5 Millionen Abonnenten brachte. Das ändert aber nichts daran, dass die Mehrzahl der beliebtesten Kanäle konstant aus den USA stammt. Dahinter scharrt Indien mit den Füßen.
Den populärsten Kanal stellt das südasiatische Land allerdings schon seit 2019: T-Series, der Kanal des gleichnamigen indischen Musik-Labels – groß geworden mit Bollywood-Soundtracks und indischem Pop – ist der meist abonnierte und in den meisten Wochen auch der meist geklickte YouTube-Channel.
Das Land mit den meisten YouTube-Nutzern: Indien
Kein Wunder, dass hierzulande kaum bekannte indische Kanäle unter den populärsten der Videoplattform sind: Mit 225 Millionen aktiven Nutzern ist Indien Spitzenreiter bei den Nutzerzahlen. Da der Anteil der Menschen mit Internetzugang dort noch ordentlich Luft nach oben hat, kennen auch die Prognosen nur eine Richtung: weiter aufwärts. Mit den USA, Brasilien, Japan und Russland folgen auf den Plätzen der Nutzerstatistik weitere bevölkerungsreiche Länder – keine großen Überraschungen hier.
In diesen Ländern ist YouTube verboten
China, Iran, Turkmenistan, Südsudan, Sudan, Tadschikistan, Syrien, Nordkorea und Eritrea blockieren YouTube vollständig.
Warum auch in Deutschland jahrelang YouTube-Inhalte gesperrt waren
Partielle Restriktionen gibt oder gab es auch in anderen Ländern. Aufgrund von Streitigkeiten mit der GEMA waren zum Beispiel in Deutschland jahrelang zahlreiche Musikvideos blockiert – 2013 war von heftigen 60 Prozent der 1000 damals beliebtesten Videos die Rede. 2016 wurde der Disput geklärt, seitdem ist der ärgerliche Sperrbalken im deutschen YouTube selten geworden.
Hätten Du es gedacht? Das meistgeschaute YouTube-Video aller Zeiten ist ... "Baby Shark"!
Das aktuell populärste YouTube-Video stammt von der südkoreanischen Kindervideo-Schmiede Pinkfong! – der unwiderstehlich bunte "Baby Shark" wurde 2016 hochgeladen und bis dato rund 10,09 Milliarden mal angeschaut. Interessante "historische" Information: Das 2007 veröffentlichte "Kleiner Hai", ein Low-Resolution-Heimvideo zum gleichen Lied mit deutschem Text, war eines der ersten deutschsprachigen viralen Videos und bescherte der lustigen bebrillten Sängerin damals sogar einen Plattenvertrag. Wer beide Videos schaut, weiß so ziemlich alles darüber, wie sich YouTube in weniger als einem Jahrzehnt verändert und professionalisiert hat. Alemuel ist mit ihrem Plattenvertrag nicht reich geworden – andere auf YouTube entdeckte Stars, darunter Justin Bieber, Shawn Mendes, Es Sheeran, Alessia Cara und Tori Kelly, schon.
In der aktuellen Top Ten der YouTube-Renner halten sich Kinderunterhaltung (sechs Videos) und Musik (fünf Videos) so ziemlich die Waage. Platz Zwei beansprucht schon seit einiger Zeit Luis Fonsis romantischer Latin-Hit "Despacito". Platz Drei hält wieder ein Kindervideo: Die 3D-Animation "Johny Johny yes Papa" stammt vom rumänischen Kinderedutainment-Kanal LooLoo Kids.
Nummer Zwei der meist abonnierten Kanäle: YouTube für die Kindergarten-Crowd
Pinkfong!, LooLoo Kids, ChuChu TV, El Reino Infantil: Viele der beliebtesten YouTube-Kanäle sind Edutainment-Angebote für Kleinkinder. Mit dem amerikanischen Channel Cocomelon (mehr als 128 Millionen Abonnenten) stellt das Genre sogar Nummer Zwei der im Moment meist abonnierten Channel. Die Zahlen lassen ahnen, welche Rolle YouTube mittlerweile auch als Medienangebot für die Allerkleinsten spielt.
Das sind die beliebtesten deutschen YouTube-Kanäle
Für jeden einzelnen der beliebtesten deutschen YouTube-Kanäle gilt: Sie bieten ihre Videos entweder ausschließlich oder zumindest auch auf Englisch an. Trotz dieses Zugeständnisses an den globalen Markt spielen deutsche Kanäle international nur in der dritten Liga – und in der deutschen YouTube-Nische ist manches anders als im globalen Raum.
Zwar ist mit dem Kinderspielzeugkanal auch hier ein rein kommerzielles Angebot für Kinder ganz vorn – aber dass mit Kurzgesagt – In a nut shell ein durchaus anspruchsvoller Wissenschaftskanal zu den Abonnenten-Spitzenreitern gehört, dürfte wohl einigermaßen einmalig sein.
In der deutschen Subscriber-Top-5 stehen momentan außerdem Haertetest – erste Adresse für alle, die sich zum Beispiel gern ansehen, wie IPhones, Melonen oder Eier von Autos überfahren werden, Crazy Frog, der reaninimerte Dauerbrenner aus der Jamba-Klingeltonwerbung, und Ice Cream Rolls, ein Kanal, in dem man zuschauen kann, wie leckere Eiskreationen entstehen.
... und das ist der reichste YouTube-Star
Der amerikanische YouTuber MrBeast macht mit ungewöhnlichen Stunts, aufwändig inszenierten Wettbewerben (wie etwa einem originalgetreu nachgestellten Squid Game, minus die scharfe Munition) und spendablen Wohltätigkeitsaktionen auf sich aufmerksam – und scheffelte damit 2021 54 Millionen Dollar. Die Einnahmen stammen wohl überwiegend aus lukrativen Werbedeals – und einer eigenen Burger-Kette.
YouTube-Meilensteine
Das erste Video, das eine Million Aufrufe erreichte, war ein 2005 hochgeladener Nike-Spot, in dem der brasilianische Fußball-Magier Ronaldinho, von weiß-goldenen Schuhen beflügelt, seine Skills demonstriert. Eher erinnern werden sich die meisten an das erste Video mit einer Milliarde Aufrufe: Natürlich PSYs "Gangnam Style", 2012, in knapp sechs Monaten.
Die Zehn-Milliarden-Marke knackte unlängst "Baby Shark".
Gaming-Videos sind eins der populärsten Genres auf YouTube
LetsPlays – Videos, in denen man einem YouTuber beim Videospiel-Zocken zuschaut – gehören (nicht nur!) für die Kids zu den allerpopulärsten YouTube-Angeboten. 2020 wurden auf der Plattform erstaunliche 100 Milliarden Stunden Gaming-Content angeschaut.
Die immense Beliebtheit des Genres illustriert der schwedische LetsPlayer PewDiePie: Dessen Kanal war buchstäblich für eine halbe Ewigkeit (von 2013 bis 2019) der meist abonnierte YouTube-Kanal. Aktuell steht PewDiePie mit 111 Millionen Abonnenten immerhin noch auf Platz 4 der Rangliste.
Erklärvideo, Produkt-Review, Dokumentation: Wichtige YouTube-Genres für den E-Commerce
YouTube-Nutzer suchen nicht nur Unterhaltung, sondern auch Belehrung. Allerdings am liebsten entspannt und humorvoll. Und genau deshalb gehören neben LetsPlays, Musikvideos, Comedy, mehr oder weniger interessanten persönlichen Kommentaren über Gott und die Welt und Zusammenstellungen der Top-5/10/25/100 der größten/besten/aufregendsten XYZ auch Videos, die Wissen vermitteln, zu den beliebtesten YouTube-Genres. How-Tos erläutern wohl jede bekannte Kulturtechnik vom Krawattenknoten über das Backen von Oreo-Torten bis zum Schmelzofenbau. Engagierte Erklärvideos vermitteln alle Arten von theoretischem Wissen. Dazu kommen Millionen von Produkt-Reviews und Dokumentationen aller Art.
Natürlich geht nichts über ein virales Video, in dem Euer Produkt oder Unternehmen vorkommt. Aber die Arithmetik der Viralität ist eher die hohe YouTube-Schule. Zuverlässiger bekommen Unternehmen mit gut gemachten nützlichen Videos einen Fuß in die Tür: Antworten auf Fragen zu Produkten, Erklärvideos, die wichtiges Wissen aus dem Gebiet vermitteln, in dem das Unternehmen Spezialist ist, Dokumentationen und Interviews, die Einblicke in Unternehmenskultur, Produktion oder Sourcing geben: Diese Inhalte können bei Kunden und potentiellen Kunden genuines Interesse wecken.
Durch Corona haben How-To-Anleitungen auf YouTube einen enormen Popularitätsschub bekommen. 2020 wurden 50 Prozent mehr How-To-Videos mit "at home" im Titel und 65 Prozent mehr Erklärvideos, in deren Titel Formulierungen wie "step by step" oder "for beginners" vorkamen, geschaut.
Und zum Schluss: Was mit dem Dislike-Button geschah
Anders als bei Facebook, Instagram und Twitter gibt es bei YouTube zu jedem Video nicht nur einen Like-, sondern auch einen Dislike-Button. Neben der Anzahl der Likes wurde bis November 2021 auch die Anzahl der Dislikes angezeigt. Viele Dislikes konnten ein Hinweis auf irreführende Videos und Clickbait sein. Mitunter waren Dislike-Stürme aber auch das Werk von Hatern.
Dem schiebt YouTube dem nun einen Riegel vor: Der Dislike-Button ist zwar noch da, die Anzahl der Dislikes sehen aber nur noch die Uploader selbst. Nicht jede(r) ist komplett begeistert von dieser Neuerung. Aber eins steht fest: 2022 ist YouTube relevanter denn je - und ein ganzes Ende positiver als zuvor.